Phnom Phen wartete mit Kontrastprogramm auf. Zunächst einmal musste ich die sitzfleischstrapazierende Busfahrt auf der von Baustellen übersäten Route 6 auf mich nehmen da die eigentlich favorisierte Bootsfahrt aufgrund Wassermangels am Ende der Trockenzeit nicht mehr möglich war.
Am ersten Tag begab ich mich dann mit Tuktuks auf Stadtrundfahrt und seichtes Touristen-Sightseeing. Neben Nationalmuseum, Königspalast und Silver Pagoda standen einige Tempel und Denkmäler innerhalb des Zentrums sowie die Central Market Hall im Art-Deco-Stil auf der Liste. Nach den Highlights in Angkor eher durchschnittliche Kost aber gut um eine grobe Orientierung in den nicht immer logisch durchnummerierten Straßen Phnom Phens zu erhalten.
Der zweite Tag hielt dafür umso schwerere Kost bereit. Mit dem Mountainbike ging es ca. 15 km durch dichten Verkehrsstau (hier war ich mit dem Zweirad sogar im Vorteil und schneller als die Tuktuks) und durch einen quirligen Wochenmarkt (da war dann allerdings Schieben angesagt) Richtung Süden hinaus aus der Stadt. Dort ist das Choeung Ek Memorial angesiedelt besser bekannt unter dem Namen „The Killing Field“. Eine von vielen Stellen in Kambodscha an denen die Roten Khmer unter Pol Pot systematisch Millionen von Menschen ihres eigenen Volkes gefoltert und barbarisch ermordet haben.
Ein Teil der exhumierten Gebeine aus den Massengräbern ist in der Gedenk-Stupa zu besichtigen. Der Rundgang zwischen den Gräbern (mit sehr gutem Audio-Guide und angeschlossener Ausstellung) geht an keinem Besucher spurlos vorbei. Ich habe auf meiner Reise nirgends eine so große Menge schweigend in sich gekehrter Touristen gesehen.
Durch staufreie eher ländliche Vororte ging es dann zurück in die Stadt zu einem anderen Schauplatz des damaligen Horror-Regimes. Die Toul Sleng Highschool wurde 1975 zum S-21 Prison umgerüstet, in den Klassenräumen Gefängniszellen aufgemauert, die Fenster vergittert, die Laubengänge mit Stacheldraht gesichert und Turngeräte zu Folterwerkzeugen umgerüstet. Hier wurden die unliebsamen Mitbürger (z.B. Stadtbewohner, Intellektuelle, Ingenieure oder einfach nur Leute die Fremdsprachen beherrschten oder eine Brille trugen) inhaftiert, befragt, meist unter Folter zu willkürlichen Geständnissen gezwungen und anschließend in nächtlichen Transporten zu den Killing Fields gebracht. Von den etwa 17000 peinlichst genau dokumentierten Insassen haben weniger als ein paar Dutzend überlebt.
Die Ausstellung beinhaltet unter anderem die „offiziellen“ Inhaftierungsfotos tausender Opfer um diese Anzahl begreiflich zu machen.
Dieser Tag war der wohl ergreifendste auf meiner bisherigen Reise.
Innenhof des Nationalmuseums, viele Statuen und Reliefs aus Angkor und anderen Khmer-Tempeln wurden hierher gebracht um sie vor Kunstdieben zu sichern.
Wat Phnom auf dem höchsten und einzigen Hügel in Phnom Phen, davor eine riesige Uhranlage die leider zehn Minuten nachging.
Silver Pagoda auf dem Gelände des Königspalasts. Der Boden im Innenraum ist mit massiven Silberplatten ausgelegt. Im Vordergrund ein Modell von Angkor Wat.
Auf den Farnen im Königspalast haben sich Buddhisten mit Sprüchen und Gebeten verewigt.
Jahrmarkt auf dem Tempelgelände der Choeung Ek Pagoda, leider außer Betrieb. Lediglich das Riesenrad wird zum Wäschetrocknen benutzt.
Die Elefantenmassage für zwei Dollar ist ein echtes Schnäppchen.
Central Market Hall, eine Kathedrale des Handels.
Memorial-Stupa Choeung Ek, an diesem idyllischen Platz wurden Tausende unschuldige Menschen hingerichtet. Die in den Massengräbern gefundenen Gebeine fanden in der Gedenkstätte ihren letzten Ruheort. Noch immer werden aber Knochenbruchstücke und Kleidungsreste vom Regen aus der Erde gespült.
Die Spuren an den Schädeln lassen Rückschlüsse über die benutzten Tötungs-„Werkzeuge“ zu. Knüppel, Beile, Macheten, Hämmer, Spaten und vieles mehr. Gewehrmunition war zu kostbar!
Unter den heutigen Pavillons befanden sich die größten Massengräber. Daneben ist ein Baum zu sehen, an dem Babies vor den Augen ihrer Mütter getötet wurden. Wie kann ein Mensch zu solch einer Tat nur fähig sein? Unbegreiflich!
Tuol Sleng Genocide Museum. Die Roten Khmer schlossen alle Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und Klöster und errichteten stattdessen Gefängnisse und Massenvernichtungslager.